11. Dezember / 6. Tag: Gipfelnacht! Es ist bitterkalt – 20° unter Null. Wecken um 23 Uhr, kaum einer hat vernünftig geschlafen und bereits um Mitternacht machen wir uns auf den Weg. Es ist ein fantastisches Bild, wie sich die Gruppe in der Dunkelheit mit Ihren Stirnlampen im Geröllfeld des Kibo die Serpentinen hinaufarbeitet. Wir gehen im Gänsemarsch, ich reihe mich direkt hinter Führer Tiger ein, um den zermürbenden Ziehharmonika-Effekt, der einen nie in einen guten Steigrhythmus kommen lässt, zu vermeiden. Jenseits der 5000 Meter-Marke haben viele mit den Symptomen der Höhenkrankheit zu kämpfen und wir kommen nur sehr langsam voran, manche müssen sich übergeben. Zwei Bergsteiger müssen wegen eines drohenden Lungenödems absteigen. Ich bin fit, profitiere von meiner Top-Vorbereitung, kann meine Belastung kontrollieren, es ist dennoch sehr anstrengend. Um 5.30 geht die Sonne auf und eine Stunde später erreichen den Stella Point, 5750m am Kraterrand. Dort rasten wir und genießen dieses einzigartige Naturschauspiel des Sonnenaufgangs, offiziell gilt der Kilimanjaro als bestiegen. Doch der Uhuru Peak, der mit 5895 Metern höchste Punkt, liegt noch 1,5 Kilometer entfernt. Nicht alle nehmen diese Etappe noch in Angriff, aber ich kämpfe mich im Schneckentempo zwischen den Eiswänden der Gipfelgletscher durch den Schnee. Endlich ist der Gipfel erreicht – Mission erfüllt - wir stehen am höchsten Punkt Afrikas und spüren den Mythos Kilimanjaro. Wir machen Fotos für unsere Laureus-Stiftung, in deren Auftrag wir diesen Berg bezwungen haben! Es ist auch für mich selbst unglaublich, 23 Jahre nach meinem Unfall so eine Herausforderung geschafft zu haben! Ein riesiger Meilenstein in meinem Leben.

Sehr lange dürfen wir uns nicht am Gipfel auf fast 6000m aufhalten, zu riskant ist ein längeres Verweilen, aber der Kameramann und ich finden dennoch die Konzentration, um ein Interview und ein paar Szenen zu drehen. Dann beginnt der elende Abstieg, vor dem ich so viel Respekt hatte. Mittags kommen wir völlig erschöpft im Hochlager an, wo die Träger mir eröffnen, dass die Zelte in nur einer Stunde für den Weitertransport geräumt werden müssen, so dass der dringend notwendige Erholungsschlaf ausfällt. Am frühen Nachmittag müssen wir weitere 1000 Höhenmeter bis ins sogenannte Millenium Camp auf 3750 Meter Höhe absteigen. Wieder Regen und alles ist feucht. Jetzt liege ich total platt im Zelt. War schon eine Wahnsinns Sache! Aber mit Knieschmerzen und seit Tagen klammen Zeug im kalten Zelt reicht es mir langsam! 15 Stunden Höhenbergsteigen, 1300 Höhenmeter rauf und 2200 runter, das hat uns alle fertig gemacht, meine Beine sind total kaputt. Die Erinnerung an den Tag hat etwas Unwirkliches und erst abends im Camp wird uns das Geschaffte langsam bewusst und es kommt eine gewisse Euphorie auf. Wir stoßen mit einem kleinen Whisky auf den Gipfelerfolg an und fallen wie tot in die Zelte!

 

12. Dezember / 7. Tag: Zelt packen, Frühstück, Zehennagel blau, Knieschmerzen, Blasen an den Füßen, Unterarmsehnen wegen der ständigen Abstützarbeit auf den Stöcken gereizt. Um 8 Uhr Abmarsch zum Nationalparkgate, nochmals 2200 Höhenmeter und 6 Stunden Tortur abwärts. Am Gate bekommen wir unsere „Besteigerzertifikate", eigentlich nur ein Gag, aber nett – und das erste Bier Marke „Kilimandjaro". Dann werden wir in unser Hotel gefahren und nach einer Woche kaltem Wasser und Hygienetüchern tut eine Dusche so richtig gut! Abends wird ein Dinner zur Feier des Gipfelerfolgs gegeben und ich halte eine Rede. Wir trinken ein paar Bier, es ist ausgelassene Stimmung, ein großartiges Erlebnis neigt sich dem Ende zu.

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